Erlaube dir zu atmen!

Manchmal hat man eine sehr lange Straße vor sich. Man denkt, die ist so schrecklich lang; das kann man niemals schaffen, denkt man. Und dann fängt man an, sich zu eilen. Und man eilt sich immer mehr. Jedes Mal, wenn man aufblickt, sieht man, dass es gar nicht weniger wird, was noch vor einem liegt. 

Und man strengt sich noch mehr an, man kriegt es mit der Angst zu tun und zum Schluss ist man ganz außer Puste und kann nicht mehr. Und die Straße liegt immer noch vor einem. So darf man es nicht machen. Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du? 

Man muss immer nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich. Dann macht es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut. Und so soll es sein.
Auf einmal merkt man, dass man Schritt für Schritt die ganze Straße gemacht hat. Man hat gar nicht gemerkt wie, und man ist nicht außer Puste. Das ist wichtig. 

Michael Ende

Diese Weisheit des Straßenkehrers Beppo aus dem Buch von Michael Ende erinnert mich immer wieder an die Bedeutung von Pausen – auch für unseren Ausdruck in der Welt!

Kannst du Pausen beim Atmen und beim Sprechen wahrnehmen und zulassen?

Manchmal liegt die eigentliche Botschaft zwischen den Worten, dann findest du die Antworten inmitten der STILLE.

Ich möchte dich dazu ermutigen, die natürlichen Pausen zwischen deinen Atemzügen bewusst wahrzunehmen & dir Momente der Stille zwischen deinen Worten zu erlauben.

Pausen sind ein wichtiger Bestandteil des Sprechens, im Grunde sind sie das Wichtigste überhaupt. In den Pausen regeneriert sich Alles, du hast Zeit Dinge zu verstehen, Zeit, das Erlebte und Gehörte zu fühlen und zu verdauen.

Die Natur macht Pausen.
Am 7. Tag der Schöpfung ist Pause.
Ein Musikstück wird durch Pausen lebendig.
Dein Atem macht Pausen.


 

INSPIRATIONSFRAGEN:

•In welchen Situationen gibst du deinem Körper den Raum und die Möglichkeit in Ruhe zu atmen, wann nimmst du aktiv Einfluss?

•Wie wirkt sich das auf deine Stimmung, Gedanken, Emotionen, Körperhaltung und auf deine Stimme aus?

•Welchen Einfluss hat dein Umgang mit deinem Atem auf dein Gegenüber?


 

ÜBUNG:
Ich lade dich zu einer kleinen Atemforschung ein

Bei dieser Übung ist es wichtig, dass du entspannt & gleichzeitig mit aufgerichtetem Oberkörper sitzt, so dass du tief und frei atmen kannst.

Nimm dir Zeit eine gute Position für dich im Sitzen zu finden. Vielleicht hilft es dir, wenn du dein Gewicht auf den Sitzhöckern hin und her verlagerst und die Sitzfläche für einen Moment sehr bewusst wahrnimmst.

Bist Du soweit?

Taste nun mit deinen Fingern sanft dein Kiefergelenk: Beginne, mit deinen Fingern ganz sachte dein Kiefergelenk zu finden. Es ist dort wo du beim leichten Öffnen deine Kiefers Bewegung spüren kannst, unterhalb deiner Ohreingänge.
Ist es dir angenehm deinen Kiefer jetzt kreisförmig vorsichtig zu massieren. Merkst du, wie sich dabei dein Kiefer entspannt? Kannst du wahrnehmen, wie sich der Mund leicht öffnet und wie viel Raum zwischen deinen Backenzähnen ist?

Versuche nun, den Kiefer ganz entspannt etwas weiter zu öffnen und spüre die Bewegung unter deinen Fingern.

Erlaube dir für eine Weile durch den Mund ein- und aus zu atmen.

Beobachte währenddessen deinen Atem. Nach dem Ausatmen öffne ganz bewusst den Kiefer und beobachte was passiert.

Beobachte einige Atemzüge lang wie dein Körper ohne dein Zutun atmet.

Lass es einfach geschehen.


 

Wie viel Stille und wieviel Zeit für dich gestehst du dir in deinem Alltag zu? 


 

Ich lade dich ein ein entspanntes und gelassenes Atmen mit in dein Sprechen zu nehmen:

Bitte widme sieben einfachen Worten jeweils einen ganzen Atemzug. Sprich das Wort aus und lasse danach so lange Pause, wie dein entspannter Atem braucht um in Ruhe aus- und wieder neu einzuatmen. Mit dem nächsten Ausatmen sprich bitte das nächste Wort.

Die 7 Worte zu denen ich dich einlade sind sieben Wochentage.

Nimm wahr was in den Pausen passiert!

  • Wie geht es dir?
  • Was spürst du?
  • Woher kommt dein Atem?
  • Wohin geht er?

Ich möchte dich inspirieren, immer wieder darauf zu achten, wie viele mögliche Pausen du wirklich einhältst und wie viele du eventuell übergehst.